Ev. Film des Monats 11/2017: Human Flow

Heute startet ein besonders künstlerischer Dokumentarfilm in den Kinos – zu einem der wichtigsten Themen der Welt: „Human Flow“ ist der Evangelische Film des Monats.

Musik: Flug übers Meer

„Human Flow“ beginnt mit dem Mittelmeer, strahlend blau. Ein Boot schiebt sich durch die glitzernden Wellen. Und es gibt viele solcher Bilder in diesem Film: Kameraflüge über weite Landschaften, die Zeltstadt auf der Bergkuppe – atemberaubende Vogelperspektiven. Der Künstler Ai Weiwei will mit seinem Film ein ganz weites Bild von der größten Völker­wanderung seit dem 2. Weltkrieg zeichnen – mit großer Distanz – und mit intimer Nähe.

Die Beamten sagten: Entweder geht ihr freiwillig, oder wir verhaften Euch.

Schon seit 60 Tagen irre ich mit meinem Sohn umher. Niemand sagt uns, wohin wir gehen können.

Sie alle sind auf See gestorben. Ich wünschte, sie wären noch bei uns, sie erscheinen mir in meinen Träumen, sie sagen mir, was ich tun soll … Was kann ich schon machen? (weint)

Ai Weiwei hat ein Jahr lang mit mehreren Teams in 23 Ländern der Erde gedreht. Er lässt die geflüchteten Menschen erzählen – mit aller Zeit, die sie brauchen. Als Zuschauer sind wir mittendrin, im Sandsturm in Kenia, im Lager in Jordanien, in Griechenland, in Deutschland, in der Türkei. Ein Arzt erzählt, kurz nach dem Flüchtlingsabkommen mit der Türkei:

Nichts an diesem Abkommen nutzt den Flüchtlingen. Das bedeutet, dass sie in diesem Land keine internationalen Rechte besitzen. Sie brauchen ein Integrationsprogramm, Arbeitserlaubnisse, Jobs. Die Kinder müssen zur Schule gehen.

„Mit seiner Kombination aus monumentalen Luftansichten und bewegend intimen Szenen gelingt dem Film das Kunststück, die ungeheure Dimension der globalen Wanderungsbewegungen vorzuführen und verrät nie den Einzelnen und seine Not an die Statistik“, urteilt die Jury der Evangelischen Filmarbeit.

Wenn wir dem Leid anderer gegenüber immun werden, ist das sehr gefährlich. Wir dürfen unsere Menschlichkeit nicht verlieren.

„Human Flow“ ist nicht einfach nur ein Dokumentarfilm. Er ist Poesie, die uns zum Nachdenken darüber bringt: Was macht all das eigentlich mit uns?

Die große Herausforderung wird es sein, den Ernst der Lage zu erkennen. Die Welt schrumpft. Und Menschen unterschiedlicher Religionen und Kulturen müssen lernen, friedlich zusammenzuleben.